Lutz Seiler gewinnt mit „Kruso“ den Deutschen Buchpreis
Es war keine Überraschung: Lutz Seiler hat den Deutschen Buchpreis gewonnen. Diese Entscheidung hatten viele Bloggerinnen und Blogger erwartet. Seiler erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro und vor allem enorme mediale Aufmerksamkeit für seinen Roman „Kruso“. Die Kritik am Buchpreis reißt allerdings nicht ab, ganz unabhängig vom diesjährigen Preisträger.
Mara bespricht auf Buzzaldrins Bücher „Kruso“ mit großer Begeisterung. Der Roman bestehe aus vielen Schichten, die übereinanderliegen, es gehe um das Ende der DDR, die Insel Hiddensee, um eine Männerfreundschaft, um Abenteuer und um die Literatur selbst. Vor allem die poetische Sprache hebt Mara hervor, die Bilder erzeuge, die das Gefüge des realistischen Erzählens durcheinanderbringen.
Selbstverständlich dort, wo so viel Lob ausgesprochen wird, finden sich auch Gegenstimmen, wie auf feinerbuchstoff beispielsweise. Die poetische Sprache wird hier gerade kritisiert, sie hindere den Leser daran, dem Geschehen nahezukommen. Zugleich werden überall Bedeutungen aufgetürmt, die das ganze Buch sperrig machen. Zu sperrig, ist auf feinerbuchstoff zu lesen, für ein Massenpublikum.
Dieses Massenpublikum erreicht der Deutsche Buchpreis mit seiner enormen medialen Wirkung ohne Frage. Auf dem Blog Das graue Sofa wurden im Vorfeld verschiedene Buchhändler zum Buchpreis befragt. Die Buchhändlerin Daniela Dobernigg ist genau aus diesem Grund unzufrieden mit dem Deutschen Buchpreis: Die Idee des Buchpreises sei gut, das Lesen werde in den Mittelpunkt zu gestellt und den Büchern Aufmerksamkeit verschafft. Indem der beste Roman gekürt werde, können auch neue Leserinnen und Leser erreicht werden. Doch die Auswahl sei in den letzten Jahren problematisch gewesen, die Gewinnerbücher seien zwar literarisch sehr hochwertig, aber ihnen fehle die Leichtigkeit. So komme es dazu, dass viele Menschen mit dem Buch des Preisträgers zwar beginnen würden, es aber von allzu vielen bald bei Seite gelegt werde. Die mediale Aufmerksamkeit sei grundsätzlich erfreulich, aber für Dobernigg steht fest, dass sie als Buchhändlerin oft ganz andere Bücher empfehlen muss.
Dass mit „Kruso“ ein Roman gewonnen hat, der etwas Besonderes darstellt, würdigt dagegen Bersarin auf dem Blog Aisthesis. Es sei eben nicht der typische Berlin-Sound, der nun ausgezeichnet wurde. „Kruso“ stelle in dieser Hinsicht keinen konformen Roman dar, wie Bersarin solche Texte an den Schreibschulen entstehen sieht. Der Text fällt auf, in einer großen Masse an Literatur, die oft allzu gleichförmig erscheint.
Auf der Longlist des Buchpreises stand auch „Nachkommen“ von Marlene Streuwitz, das es dann nicht auf die Shortlist geschafft hat. Streuwitz schreibt in ihrem Roman über eine Autorin, die für den Buchpreis nominiert ist. Tobias Lindemann lobt diesen politischen Roman, der all die Eitelkeiten und Erniedrigungen darstelle, die sich rund um das „Event“ Deutscher Buchpreis abspielen. Die Buchbrache bekommt hier also den Spiegel vorgehalten, und es ist kein erfreuliches Bild, das sie sieht. Die „Spielverderberin“ nennt Lindemann Streuwitz mit ihrer Kritik am Event des Buchpreises. Sie beschreibe ein Spektakel, bei dem die intellektuelle Redlichkeit auf der Strecke bleibe.
Der Deutsche Buchpreis lenkt die Aufmerksamkeit bereits auf die Literatur und auf Frankfurt am Main. Dort haben nun auf der Buchmesse die Verlegerinnen und Verleger ihre Gelegenheit, selbst Aufmerksamkeit für ihre Bücher zu schaffen.